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Rücktritt des deutschen Botschafters in Washington
Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt, am 5. März erreichte die von den Nationalsozialisten beherrschte Regierungskoalition bei den Wahlen zum Reichstag die absolute Mehrheit. Am Tag darauf stellte der deutsche Botschafter in Washington Friedrich Wilhelm von Prittwitz und Gaffron in einem Telegramm an Außenminister Freiherr von Neurath sein Amt zur Verfügung. Einige Tage später erläuterte er in einem ausführlichen Brief diesen Rücktritt. Seine politische Einstellung wurzele „in dem Boden einer freiheitlichen Staatsauffassung und den Grundprinzipien des republikanischen Deutschlands“. Er könne in Washington „aus Gründen des persönlichen Anstandes wie solchen der sachlichen Aufgaben“ nicht mehr erfolgreich wirken. Damals ist der Vorgang wenig beachtet worden. Prittwitz und das Auswärtige Amt haben dafür gesorgt, dass es zu keinem öffentlichen Skandal gekommen ist. Die Reaktion des Botschafters auf die Machtergreifung war das Radikalste, was im Auswärtigen Amt zu diesem Zeitpunkt geschah. Doch Prittwitz blieb mit seinem Rücktritt allein. Leib und Leben wie die Männer des 20. Juli hat er nicht riskiert, er hat aber den Beweis dafür geliefert, dass auch unter den damaligen Umständen aufrechtes, ehrenhaftes Verhalten möglich war.
RZ 101, R 28045, 21 x 14,1 cm, unten beschnitten, 1 Seite