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Das Schlafzimmer des Konsuls in Monrovia
Ein Bett, ein Tisch, darauf der Wecker, ein Kleid hängt am Bügel in der Dachschräge, eine Reihe Schuhe, zwei weiße Paare auf den kleinen Koffern, in der Zimmermitte der Liegestuhl. Die Tochter eines Weingutsbesitzers hatte sich ihr Leben als Diplomatengattin (heute gebraucht man im Auswärtigen Amt nur den Begriff „mitausreisende Partner*in“) und den ersten Posten in Afrika vermutlich so nicht vorgestellt. Auch ihr Mann, der deutsche Konsul in Monrovia, empfand die baulichen Gegebenheiten als „einfach gesundheitsschädlich“. Dem Auswärtigen Amts beschrieb Peter Hermans 1927 ausführlich die Zustände: das enge, dunkle Büro, die nach Regenfällen durchnässte Veranda, die eingestürzte Hofmauer, die verfallenden Nebengebäude, in der Dachverschalung hausten Ungeziefer und Vögel. „im Speisezimmer regnete es durch die Decke auf den Tisch“. Seinen Vorgesetzten schickte er als Beleg für die Notwendigkeit eines Neubaus selbst aufgenommene Fotos mit. Tatsächlich hatte die Reichsbauverwaltung ein Einsehen, und schon nach drei Jahren stand ein neues Konsulat auf Monrovias damals noch völlig unbebautem Capitol Hill. Fazit: Das Reisen, Wohnen und Leben als Diplomat war schon immer nicht einfach, aber klagen hilft - nur meistens dauert das Bauen länger.
S 2, 1252, Fotoabzug auf Papier, 11,8 x 8,7 cm