Willkommen auf den Seiten des Auswärtigen Amts
Runderlass: Beamtenschaft steht untätig in den Gängen des AA
Im Winter 1918/19 ereignete sich in Deutschland die große Zeitenwende. Niederlage, Waffenstillstand, Revolution, Abdankung jahrhundertealter Dynastien, Räteherrschaft. „Das Alte, Morsche, die Monarchie, ist zusammengebrochen“, rief Philipp Scheidemann vom Balkon des Reichstages aus. Im Januar 1919 wird die Revolution in den Straßen Berlins jedoch gewalttätig, der sogenannte Spartakistenaufstand bricht aus und will revolutionäre Tatsachen schaffen, bevor eine deutsche Nationalversammlung anderes beschließen könnte. Unter dem Befehl des mehrheitssozialistischen Volksbeauftragten Noske schlagen reguläre Truppen und Freikorpsverbände den Aufstand nieder, doch angesichts der Straßenkämpfe in Sichtweite ergreift die Unruhe auch die Beschäftigten des Auswärtigen Amts. Sie „stehen untätig auf den Gängen des Amts und unterhalten sich anscheinend über die Lage“. Um bessere Sicht auf das Geschehen zu haben, steigen sie gar auf die Dächer. Ulrich Graf von Brockdorff-Rantzau, seit dem Jahreswechsel Staatssekretär des Auswärtigen Amts und kommender erster deutscher Außenminister, unterzeichnet den abgebildeten Hauserlass, in dem er „solches Verhalten in hohem Maße mißbilligt und es für die Zukunft verbietet“. Zwei Tage darauf ist der Aufstand blutig niedergeschlagen und zu den angedrohten „schärferen Verfügungen“ gibt es keinen Anlass mehr.
RZ 701, R 120746, Folio, 1 Seite
Weitere Informationen
