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Rote Fahne

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Als im November 1918 die morsche Monarchie zusammenbrach, spürte nicht jeder Beamte des Auswärtigen Dienstes gleich das Proletarische in sich. Ein Rat der Volksbeauftragten mit den beiden Sozialdemokraten Hugo Haase und Friedrich Ebert an der Spitze regierte das Deutsche Reich. Der letzte Reichskanzler Max von Baden hatte die Regierungsgeschäfte an Ebert übergeben, weshalb dieser in den Augen mancher Ministerialbeamten immerhin eine Legitimation besaß. Doch neben den Volksbeauftragten beanspruchte in Berlin ein Vollzugsrat der Arbeiter- und Soldatenräte eigene Regierungsgewalt. Diesen Konflikt wollten eine Handvoll Diplomaten und etliche Offiziere möglichst beseitigen. Am 6. Dezember 1918 versuchten sie Ebert zum Reichspräsidenten mit diktatorischen Befugnissen auszurufen. Die Operation scheiterte auf ganzer Linie, eskalierte gar im Norden Berlins, wo Arbeiter und Soldaten aneinander gerieten und 16 Menschen starben. Im Zusammenhang mit dem Putschversuch stahl der junge Diplomat Rochus Freiherr von Rheinbaben zwei rote Fahnen vom Dach des Auswärtigen Amts. Lange Jahre drapierte er mit einer der Fahnen seinen Waschtisch und erledigte darüber seine Morgentoilette. Dieses Tuch ist in einer Bombennacht in Berlin verbrannt, die andere Fahne aber hat die Zeiten unversehrt überstanden. 2008 kam die rote Revolutionsreliquie zurück ins Auswärtige Amt und wird seither im Politischen Archiv verwahrt.

S 9, 103, rotes Leinentuch, Jutekordel, 1,55 x 2,23 m

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