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Telegramm Kaiser Wilhelms II. vom 29. März 1905 an Reichskanzler Fürst Bülow: wie soll er in Tanger einziehen?
Der auftrumpfende Charakter der deutschen Außenpolitik in der Regierungszeit Kaiser Wilhelms II. wird häufig direkt auf dessen persönliche Eigenschaften zurückgeführt. Der groß angekündigte und Aufsehen erregende Einzug des Kaisers hoch zu Pferde in Tanger im Frühjahr 1905, mit dem er die Souveränität des Sultans gegenüber dem nach Vorherrschaft strebenden Frankreich betonen sollte, war jedoch der Politik des Reichskanzlers von Bülow entsprungen. Der Kaiser erfasste noch rechtzeitig die internationalen Gefahren des Plans und wollte sich Bülow widersetzen - erst recht, als er kurz vor dem Termin erfuhr, welche persönliche Gefahr und körperliche Herausforderung diese Demonstration für ihn bedeutete, wie das ausgestellte Telegramm zeigt. Der Kaiser beugte sich aber dem Willen des Kanzlers und der Einzug auf einem ihm fremden Pferd und mitten durch die dichtstehenden Volksmassen verlief scheinbar ohne größere Probleme. Bei einem Streit später im Jahr 1905 erinnerte der Kaiser aber Bülow daran, dass das Pferd „ihn um ein Haar ums Leben gebracht“ habe. Mit der Konferenz von Algeciras 1906 endete die Krise um Marokko mit einer diplomatischen Niederlage für Deutschland.
RZ 201, R 3772, zwei Folio-Bögen, 8 Seiten