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Geheimer Bericht über den Emigranten Willy Brandt (Herbert Frahm) vom 27. Mai 1937
Die Beobachtung der „deutschen Emigrantentätigkeit im Ausland“ war eine den deutschen Auslandsvertretungen schon seit Mai 1933 auferlegte Pflicht. Besonders aus Paris und Prag, den Zentren der frühen Emigration, war angesichts der Vielfältigkeit der Exilorganisationen, ihrer rasch entstandenen Presse und der intensiv betriebenen Boykott-Propaganda viel zu berichten. Die Meldungen über die politisch aktiven Emigranten, die heute über 25 Aktenbände füllen, dienten auch als Material für die Anträge zu ihrer Ausbürgerung. Die Botschaft in Paris erhielt Informationen auch von einem korrupten Mitarbeiter im Pariser Hauptpostamt. Aus dieser Quelle erfuhr sie, dass „als Kurier für die Emigrantenorganisationen ein gewisser Herbert Frahm zwischen Frankreich und den nordischen Ländern“ reiste. Als die Gestapo etwa ein knappes Jahr später ermittelt hatte, dass Herbert Frahm sich in Deutschland vor 1933 als „kommunistischer Jugendredner“ betätigt hatte und nun in Norwegen „unter dem Decknamen Willy Brandt Mitarbeiter der marxistischen Tageszeitung 'Arbeiterbladet'“ war, hatte sie ausreichendes Material für einen Ausbürgerungsantrag. Der Bericht ist in den Akten des Auswärtigen Amts die erste Erwähnung des Mannes, der diesem Ministerium knapp 30 Jahre später als verantwortlicher Minister vorstehen sollte.
RZ 214, R 100709, DIN A4, 1 Seite